Luna Einmal Mond und zurück

Luna
Einmal Mond und zurück

Pongos Prolog
Herrchen und Frauchen holen einen neuen Hund. Luna. Seit zweieinhalb Jahren gehören mir die beiden ganz alleine. Ich bekomme alle Liebe, alles Futter, alle Streicheleinheiten und jedes Spielzeug. Jetzt kommt Luna und auf einmal muss ich teilen?! Nur noch die halbe Liebe, das halbe Futter, die halben Streicheleinheiten und nur noch jedes zweite Spielzeug? Sie haben mich ja gar nicht gefragt, ob ich so ein pubertierendes Ding überhaupt haben will. In meiner Wohnung und meinem Bett. Was, wenn sie doof ist? Eigentlich wäre es mir lieber, Herrchen und Frauchen würden hier bleiben…

„Luna kommt nicht.“ Mit diesen Worten wurde uns am 17.12.2015 mitgeteilt, dass wir Luna nicht wie geplant in zwei Tagen in unsere Arme schließen und Pongo vorstellen können. Gegen irgendwas wurde sie nicht rechtzeitig geimpft und durfte deswegen nicht mit nach Deutschland kommen. Alle anderen Rumänen, die auf diesem Transport mitfahren sollten, durften aber. Niemand musste da bleiben. Außer ausgerechnet unsere kleine Luna.
Für uns stand fest, Luna kommt entweder jetzt oder nie. Die Entscheidung fiel innerhalb von Sekunden auf jetzt. Stellte sich nur die Frage, wie?

Unser Opel Corsa, Baujahr 1994, würde uns zwar mit etwas Glück noch bis zur österreichischen Grenze bringen, aber niemals 1.500 km bis nach Botoșani. Geschweige denn wieder zurück. Bei dem Kia von Bisis Eltern waren die Bremsen kaputt und ein anderes Auto steht uns nicht zur Verfügung.
Vielleicht mit dem Zug? Wir würden einfach über 30 Stunden brauchen und eine solche Zugfahrt kommt mit einem Junghund nicht in Frage.
Flugzeug? Flieger gingen in der entsprechenden Zeit eigentlich nur nach Bukarest und damit ans andere Ende von Rumänien.
Aber zum Glück hatten wir die zündende Idee, einen Mietwagen zu nehmen. Nachdem wir aber an die zwanzig Anbieter durchtelefoniert hatten, wurde auch uns bewusst, dass das nichts wird. Niemand lässt einen mit dem Mietwagen nach Rumänien fahren – Diebstahlgefahr.
Obwohl wir Sorge hatten, dass uns kein Masterplan mehr einfällt, haben wir dennoch mit weiteren Vorbereitungen begonnen und aus dem Tierheim eine Transportbox ausgeliehen.

Am Montag Morgen dann die Entwarnung: die Bremsen des Kia von Bisis Eltern sind doch nicht kaputt! Sofort haben wir alle Kräfte mobilisiert. Bisis Mama hat eingekauft und uns Suppe in Einmachgläser gepackt. Tobi versuchte alles außen rum zu managen und Bisi saß in der Schule wie auf heißen Kohlen.
Unser Plan war, im Auto zu schlafen um Kosten zu sparen. Wir hatten 48 Stunden Zeit und planten davon 34 Stunden für die Fahrt ein. Aber es kommt ja immer alles anders als man denkt…

15:00 Uhr Abfahrt in Nürnberg
20:00 Uhr Wien – ohne Pause auf dem Prater
23:15 Uhr Budapest erstrahlt in der Nacht
04:00 Uhr Rumänische Grenze („ Dann sind wir ja gleich da!“ → Ja, genau.)
16:30 Uhr Botoșani, ein verrücktes Labyrinth
17:30 Uhr Luna! Endlich!

04:30 Uhr Ungarn – 24 Stunden rumänische Straßenregeln sind echt genug.
13:00 Uhr Heimat! Zurück in Deutschland
16:15 Uhr Kennenlernen mit Pongo

Auch wenn wir durchfahren mussten und wir keine Zeit hatten zu schlafen, war es wirklich eine unendlich spannende und aufregende Reise. Wir haben viel gelacht, waren echt schmutzig und haben unendlich viel Leid gesehen, obwohl wir nicht mal im Public Shelter waren.
Natürlich kamen uns unterwegs Zweifel. Ist es wirklich richtig einen zweiten Hund zu uns zu nehmen? Habe wir genug Zeit? Klappt das mit Pongo? Wie wird die Eingewöhnung? Und ja, das ein oder andere Mal habe ich auch darüber nachgedacht, einfach wieder umzudrehen. Manchmal bekommen Menschen eben kalte Füße. Aber egal, was wir gesehen haben, egal, welche Gedanken wir hatten und egal, wie eklig 48 Stunden im Auto sind, wenn man Luna und ihre Entwicklung sieht, bereut man nichts davon.
Anfangs fiel Luna ständig hin und hatte keine Kondition, hatte vor allem Angst und wollte nichts ausprobieren. Dieses ehemals verängstigte, kleine, verwundete Ding dabei zu sehen, wie es alles anschnüffelt, durch die Gegend springt und erfolgreich aufs Sofa klettert entschädigt für alles.
Danke, liebes Team von Pfötchenhoffnung e.V.! Und danke liebes Team von Triovet!

Bisi & Tobi

Pongos Epilog
Sie ist jetzt seit drei Wochen da. Und ja, eigentlich ist sie ganz nett. Ich bekomme noch genauso viel Liebe und Futter wie zuvor. Herrchen und Frauchen müssen jetzt einfach doppelt so viel streicheln, aber das machen sie bisher ganz gut!
Anfangs wollte ich mit Luna nicht spielen, weil sie so langsam war. Jetzt muss ich mich schon ganz schön beeilen, um vor ihr wegzuflitzen!
Manchmal muss ich sie noch zurechtweisen, weil sie mir ganz stürmisch mit der Pfote auf den Kopf haut oder vor mir durch eine Tür will, aber meistens macht sie dann auch das, was ich will. Kuscheln will ich aber noch nicht mit ihr, das sieht man mir auf dem Foto aber kaum an!